Ein ganz besonderer Gottesdienst

Vergangenen Samstag, den 21.04.2018, fand im Pfarrsaal der Gemeinde Diedorf ein Gottesdienst statt, der in seiner Aufmachung speziell für demenzkranke Menschen  ausgelegt war.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, Neugier in den Augen  und viel Vorfreude begrüßten die Bewohner des Kursana Seniorenzentrums  die zahlreichen freiwilligen Helfer, unter ihnen auch drei Schülerinnen des Schmuttertal-Gymnasiums Diedorf. Gemeinsam machten  sie  sich auf den Weg zum ca. 1 km entfernten Pfarrheim, das als Veranstaltungsort für den Gottesdienst ausgesucht worden war. Einige Senioren konnten selbstständig den Weg antreten, andere durften von Helfern im Rollstuhl geschoben werden. Auch wenn der Weg relativ lang war, erfreuten sich die meisten des schönen Wetters, der Natur und den wärmenden Sonnenstrahlen, die bereits jetzt den Beginn des Sommers implizieren.
Im Pfarrsaal angekommen, waren durch den katholischen und evangelischen Pfarrer gemeinsam mit weiteren Freiwilligen alle Vorkehrungen getroffen und sowohl Stühle als auch ein kleiner Altar in der Mitte aufgebaut worden. Um sich einzustimmen, wurden die Lieder gemeinsam angestimmt und für den späteren Gottesdienst vorbereitet. Im Fokus der Feier stand der Kerngedanke des Osterfestes, die Auferstehung Jesu und sein Sieg über den Tod für uns Menschen.  Jesu Anhänger wollten ihn bei sich auf Erden festhalten, aber Jesus erwiderte „Halte mich nicht fest- ich bin gehalten“. Damit meinte er, dass seine Bestimmung die Heimkehr zu Gott sei, dem er als sein Sohn verbunden ist.
Alle Zuhörer im Raum wurden gebeten, ihre Hände zu öffnen und achtsam zu betrachten. Jede Hand ist einzigartig, jede Linie der Handfläche individuell, Falten, Form und Größe verschieden und jeder Mensch hat eine andere Geschichte. Während wir mit unseren Händen versuchen,  sowohl Gegenstände als auch Menschen zu fassen, festzuhalten und letztlich zu besitzen, sollte man sich gleichzeitig bewusst werden, dass ein materieller Besitz vergänglich ist und kein Mensch jemals vollständig durch andere in seiner Seele eingenommen werden kann. Viel wichtiger und entscheidender ist daher, diejenigen, die wir lieben, in Erinnerung und im Herzen zu behalten, niemals zu vergessen, aber gleichzeitig das Loslassen zu lernen. Denn auch durch den Verlust und die Stärke, Dinge von sich gehen zu lassen, können wir ein neues Verständnis für Liebe entwickeln und uns des wahren Schatzes an Besitz annehmen. Dieser verbirgt sich im Glauben, der Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Liebe, mit der wir durch das Leben gehen.
Anschließend wurden alle Anwesenden durch die Pfarrer gesalbt, sowohl die Hände als auch die Stirn, wobei ein Segen erteilt wurde.
Nach dem Gottesdienst, der musikalisch durch Gitarren unterstützt wurde, sangen die Senioren bei Kaffee und Kuchen bekannte Schlagerlieder, bei welchen sich die meisten trotz ihrer Demenz-Erkrankung einwandfrei auf Melodie und Text besinnen konnten. Einige begannen zu schunkeln, zu dirigieren und sogar zu tanzen. Zu sehen, wie sehr sie sich freuten, berührte mich selbst, als ehrenamtliche Helferin,  sowohl während des Gottesdienstes als auch beim anschließenden Kaffeekränzchen. Das Lächeln der älteren Menschen übertrug sich automatisch auf mich.
Menschen, die vergessen, lassen los, die Erinnerung, die Erfahrung, das Wissen, aber niemals die Liebe. Eine Liebe zu Gott ist nämlich ungebunden und unabhängig und bedingungslos. So konnte ich durch diese spezielle Veranstaltung verstehen, dass das einzige, das wir für immer besitzen und uns niemals genommen werden kann, unsere Seele und diese spezielle Liebe zu Gott sein muss.

 

Isabel Fink, Q11